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„Vertrauen muss man trainieren“

14.11.2013

Beeindruckender Abend mit der blinden Ausnahmesportlerin Verena Bentele im Hegau-Jugendwerk

Moderator Andreas Schuler (Südkurier) zusammen mit Verena Bentele

(Gailingen). Es war ein beeindruckender Abend mit einer beeindruckenden Persönlichkeit: Die blinde Ausnahmesportlerin Verena Bentele war ins Hegau-Jugendwerk in Gailingen gekommen, um ihre (Erfolgs)Geschichte zu erzählen. Unter dem Titel „Gute Aussichten: Mit Motivation und Vertrauen neue Wege gehen“ erzählte die 31jährige charmant aus ihrem Leben, berichtete auch anhand von kleinen Filmausschnitten von den Höhen und Tiefen ihrer Sportlerkarriere und stand Moderator Andreas Schuler, erfahrener Sportredakteur des Südkuriers, Rede und Antwort. Sie beantwortete offen und ehrlich alle Fragen der rund 70 Zuhörer. Das tat sie schlagfertig, mit viel Humor und dennoch mit reifen, überlegten Antworten. Manch Antwort hatte so viel Tiefgang, dass das Publikum ergriffen war und am Ende der Abendveranstaltung lang anhaltenden Applaus spendete. Die Begrüßung hatte Gailingens Bürgermeister Heinz Brennenstuhl übernommen, der als Vorsitzender des Fördervereins des Hegau-Jugendwerks zugleich als Veranstalter des Abends auftrat.

Bentele ist trotz ihres Handicaps eine der erfolgreichsten Sportlerinnen Deutschlands: Zwölf Goldmedaillen bei vier Paralympics – die ersten mit 16 Jahren - und vier Weltmeistertitel holte die blinde Biathletin und Langläuferin. Dazu kommen zahlreiche Auszeichnungen beispielsweise als Sportlerin des Jahres, der Paralympic Sport Award oder der Laureus Award. Im kommenden Jahr wird sie für das ZDF die Winterspiele in Sotschi kommentieren.

Ihren Weg zum Sport und zum Erfolg schilderte die von Geburt an blinde Athletin sehr authentisch. Die Freude an der Bewegung, am Sport im Verein und an der frischen Luft und der nötige Ehrgeiz hat sie über Judo, wo sie Respekt und Durchsetzungsvermögen lernte, zum Langlaufen und zum Leistungssport gebracht. Sie hat stets die Herausforderungen gesucht und gefunden – auch heute noch. Die Profikarriere hat sie 2011 an den Nagel gehängt, nachdem der Berufseinstieg in der Personalentwicklung, als Coach und als Motivationstrainerin nach dem Studium erfolgreich glückte und das „Raubtiergen“, das für sportliche Höchstleitungen unerlässlich sei, nachließ.

Seitdem hat sie sich auf das Fahrradfahren verlegt und war in diesem Sommer mit ihrem Tandempartner beim Radmarathon Trondheim – Oslo dabei. Eine neue Erfahrung war die Besteigung des Kilimandscharo, dem höchsten Berg Tansanias, zusammen mit Freunden in diesem Jahr. Dabei habe sie gelernt, geduldig zu sein und sie habe intensiv die Abhängigkeit von anderen gespürt. Den eigenen Hilfebedarf anzumelden und klar zu kommunizieren, ist eines ihrer Erfolgrezepte. Das gilt nicht nur bei sportlichen Höchstleitungen, sondern auch im Alltag. Sie appellierte an das Publikum unbefangen mit Behinderten umzugehen und die eigene Unsicherheit abzulegen, denn für sie selber sei „Sehen nicht das Wichtigste im Leben“.

Verena Bentele erprobt gerne die eigenen Grenzen – und hat dabei Spaß, auch wenn es manchmal weh tut. Dabei sind für sie das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und den Trainings- bzw. Sportpartner sowie ein klar definiertes Ziel der Wegweiser, um Erfolge zu erringen oder um Krisen zu meistern. „Vertrauen muss man trainieren“, erklärte Bentele, das basiere auf Offenheit und Ehrlichkeit. Das hatte sie am Nachmittag auch den Rehabilitanden des Hegau-Jugendwerks in einem Motivationsseminar mit auf den Weg gegeben.

 
 
 

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