Termin:25.07.2016 um 07:00 Uhr
Die Ausstellung ist geöffnet von Montag bis Freitag, 7:00 - 17:00 Uhr, und Samstag/Feiertag von 9:30 - 14:30 Uhr. Sonntags geschlossen.
Ort: Junge Galerie im Hegau-Jugendwerk Gailingen
Kosten: Der Eintritt ist frei!
Die 100. Austellung der jungen Galerie, vom 25.07. - 10.09.2016,
mit einem besonderen "Jubiläums"-Künstler
Im Juni 1996, also vor genau 20 Jahren startete die junge Galerie im Hegau-Jugendwerk mit ihrer ersten Ausstellung. Fünf Ausstellungen im Jahr bereichern seither für Patienten und Angehörige, aber auch für Mitarbeiter den Reha-Alltag. Sie laden zum Innehalten, Überdenken oder auch zum Entwickeln neuer Perspektiven ein, und sie unterhalten. Nach 20 Jahren in diesem Takt ist die aktuelle Ausstellung von Thomas Mayr die 100ste Ausstellung im Verwaltungsgebäude des Hegau-Jugendwerks.
Dass Thomas Mayr diese besondere Ausstellung bestreitet, ist ein glücklicher Umstand. Er ist genau der Richtige für dieses Jubiläum. 1997 war der Singener Maler und Museumspädagoge einer der ersten Künstler, der in der jungen Galerie ausstellte. Er konzipierte seine ganze Ausstellung speziell für diesen Ort, in der sich Menschen in besonderen Lebenslagen befinden. Für viele Patienten ist die Zukunft nach schwerer Krankheit oder Unfall noch unklar. Wird alles wieder werden oder muss ein neuer Lebensplan entwickelt werden? Patienten und Angehörige sind durch diese Situation belastet, manche traumatisiert. Es ist für viele eine harte Zeit, die sie erst langsam hinter sich lassen können.
Thomas Mayr thematisierte „Befindlichkeiten“ die Menschen im Hegau- Jugendwerk durchleben. Jedes Werk war speziell für diesen Ort geschaffen. Dies hat es bisher so nicht noch einmal gegeben. In seinem Atelier in Singen arbeitete er nicht nur für sich, sondern gab Kurse und führte Kunstaktionen mit Kindern und Jugendlichen durch.
Im Oktober 2013 dann stürzte er bei einem Arbeitsunfall 5 Meter in die Tiefe. Die Folge waren unzählige Brüche und ein Schädel-Hirn-Trauma. Die Verletzungen waren lebensbedrohlich, die Folgen schwerwiegend. Operationen und 5 Monate Krankenhaus und Rehabilitationsaufenthalte folgten. Thomas Mayr musste sein Atelier aufgeben und neue Perspektiven entwickeln. Bis heute sind die Folgen in seinem Alltag spürbar. Die Belastbarkeit, das Gedächtnis, die Geschicklichkeit, all dies ist noch nicht wieder so wie vor dem Unfall. Weitere Reha-Aufenthalte stehen für ihn an. Inzwischen arbeitet er wieder im Singener Kunstmuseum als Museumspädagoge. Lange und mühsam ist auch sein Weg zurück.
Ein weiterer Schritt auf diesem Weg ist für Thomas Mayr das Wagen einer ersten eigenen Ausstellung nach dem Unfall. Und da ist die junge Galerie der ideale Ort. Hier sind junge Menschen, die in genau dieser Lebenssituation sind. Die Ausstellungen im Hegau-Jugendwerk haben einen eher geschützten Rahmen und wollen nicht nur Werke präsentieren, sondern mit der Präsentation auch helfen, ja sogar heilen im Sinne rezeptiver Kunsttherapie.
Thomas Mayr hat nach seiner Atelierauflösung 2014 viele Werke aus allen Schaffensphasen in seinem Keller stehen. Als erst der Mut und dann der Plan für diese Jubiläumsausstellung standen, schauten wir nach, welche Art von Retrospektive denn Sinn machen würde. Schnell wurde klar, dass das Quadrat über alle Schaffensphasen auftaucht und eine wichtige Rolle spielt. Selbst in der Reha schuf Thomas Mayr im Rahmen der Berufstherapie Werke, in denen das Quadrat Thema ist.
Der Titel "Aus dem Quadrat gefallen", so sagt Thomas Mayr, "kommt zwar auch durch die quadratischen Bildformate, die wir für diese Ausstellung aus meinem Fundus ausgesucht haben, beschreibt aber auch das was, sich in mir heute noch abspielt. Ich fiel aus geordneten „quadratischen“ Lebensumständen in ein ganz „neues Format“, das ich erst langsam wieder finde."
Der rote Faden der 100. Ausstellung der jungen Galerie ist also das Quadrat, ob als Format, ob als Thema oder als Element. Es wird auf diese Weise das reiche Schaffen von Thomas Mayr deutlich, der mit seinen noch bestehenden neuropsychologischen Einschränkungen offensiv umgeht und auch den Patienten Mut machen möchte. Er sucht den Dialog zu einer solchen Lebenssituation, die ihn mit den Patienten des Hegau-Jugendwerks verbindet. Es braucht Mut und Geduld auf dem Weg zurück ins Leben, und Menschen, die einen stützend dabei begleiten.
Die junge Galerie bedankt sich bei Thomas Mayr dafür, dass er genau vor diesem Hintergrund die 100. Ausstellung gestaltet, viele Jahre nach seinem ersten Auftritt an gleicher Stelle. Es ist ein Jubiläum nach Maß !
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