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Darius Braun: Eine Geschichte, die Mut macht

24.07.2024

Vom ehemaligen Rehabilitanden zum Abenteurer auf dem Fahrrad

Sandra Matheus und Tom Welte hatten Darius Braun (Bildmitte) zu einem Motivationsvortrag in das Hegau-Jugendwerk eingeladen. Darius berichtet über seine Mutmach-Tour quer durch den amerikanischen Kontinent. Bild: Andrea Jagode
Sandra Matheus und Tom Welte hatten Darius Braun (Bildmitte) zu einem Motivationsvortrag in das Hegau-Jugendwerk eingeladen. Darius berichtet über seine Mutmach-Tour quer durch den amerikanischen Kontinent. Bild: Andrea Jagode
Endlich am Ziel. Bild: privat
Endlich am Ziel. Bild: privat

Eine Geschichte, die Mut macht und Hoffnung gibt ist die Geschichte von Darius Braun. Er war am 18. Juli in das Hegau-Jugendwerk gekommen, um in der Kulturkleks-Reihe den zahlreich erschienenen Rehabilitanden, Angehörigen und Mitarbeitenden des Hegau-Jugendwerks (HJW) im Rahmen eines Motivationsvortrags von seiner großen Reise zu berichten. Darius Braun, ehemaliger Rehabilitand des HJW, hatte die Panamericana-Tour mit dem Fahrrad bewältigt. Er war 508 Tage unterwegs gewesen und hatte dabei rund 21 000 Kilometer zurück gelegt auf dem Weg von Kanada zum südlichsten Zipfel Argentiniens. Am 1. August 2022 hatte er seine große Tour von Calgary nach Ushuaia gestartet – und damit einen lang gehegten Jugendtraum verwirklicht, denn „ich wollte immer schon die Welt entdecken“.

Der 33jährige gibt nicht nur einen Reisebericht von seiner außergewöhnlichen Tour durch die Länder des amerikanischen Kontinents, sondern mit seiner authentisch erzählten Geschichte will er auch Mut machen und Hoffnung geben. Denn: Mit 15 Jahren war bei ihm ein „Kartoffel großer“ Hirntumor diagnostiziert worden – nach der OP war er linksseitig gelähmt und konnte kaum mehr sprechen und das Denken fiel schwer. „Damals waren alle Träume dahin“, erinnert sich der Salemer, der mittlerweile in Augsburg lebt. Als Jugendlicher war er Leistungssportler gewesen – wollte als Ruderer an der Deutschen Meisterschaft und an der Olympiade teilnehmen. Waren nun alle Träume ausgeträumt?

Nach dem Akutklinik-Aufenthalt war er vier Monate zur Reha im Hegau-Jugendwerk in Gailingen. Eine Zeit, die ihn geprägt und eine bleibende Verbindung zum HJW geschaffen hat. Die Prognose als er aus dem Krankenhaus entlassen wurde: Er würde sein Leben lang stark eingeschränkt bleiben, maximal einen Hauptschulabschluss standen ihm die Ärzte zu. Doch das wollte Darius Braun nicht hinnehmen, denn er wollte Lehrer werden – und es hinsichtlich lerneingeschränkter Kinder besser machen als seine Lehrer. Er glaubte an sich selber und arbeitete hart daran, seine Ziele zu verwirklichen. Im Hegau-Jugendwerk lernte er wieder sprechen und gehen – doch noch bevor es mit dem Gehen klappte, gelang das Radfahren. Deswegen wurde das Fahrrad zum Fortbewegungsmittel der Wahl für seine große Tour.

Darius Anstrengungen hatten sich gelohnt: Mit 22 machte er das Abitur, mit 27 Jahren beendete er sein Lehramtsstudium erfolgreich und unterrichtete zwei Jahre lang. Doch glücklich war er nicht. Er wollte reisen – und er reiste. Getreu seinem Lebensmotto: „und trotzdem“ machte der Geografie-Fan seinen großen Traum wahr, die Panamericana-Tour zu absolvieren.

Von seiner großen Tour mit Fahrrad und Zelt brachte Darius nicht nur beeindruckende und wunderschöne Landschaftsaufnahmen und kleine Videos mit, er erzählte auch von seinen Motivationsanreizen, von seinen Ängsten und den Herausforderungen. Und Herausforderungen gab es auf der langen Reise viele – ein kaputtes Rad, gefährlicher Straßenverkehr, die Begegnung mit einem Bären, extremes Wetter mit großer Hitze (47 Grad Celsius) oder großer Kälte (-17 Grad Celsius), starker Gegenwind, Regen und Schlamm. Höhen über 4700 Meter in den Anden, die das Atmen schwer machen, gesundheitliche Probleme wie eine Salmonellenvergiftung und die Einsamkeit. Er erzählte von rührenden Begegnungen, von einem geschenkten Amulett, das ihm eine alte Frau gab, damit er die Tour heil überstehe und er berichtete von besonderen Erlebnissen, die die Zuhörer zum Schmunzeln brachten. In Kolumbien wurde er gar zum Fernsehstar – 10 Millionen Kolumbianer sahen das Interview mit ihm. Denn auf seiner Tour besuchte er immer wieder Kinderkliniken und krebskranke Kinder, weil er Hoffnung schenken wollte. Das brachte ihn regelmäßig in die Medien.

Unterwegs erfuhr er viel Hilfe und Gastfreundschaft von fremden Menschen, er durchlebte innere Kämpfe und erst in Bolivien in der Wüstenlandschaft der großen Salzseen überkam ihn das Gefühl verbunden zu sein mit Gott und der Welt. Und er fühlte eine große Dankbarkeit – „ich war dankbar, auf dem Weg zu sein“. Als er nach 508 Tagen am südlichsten Punkt Südamerikas ankam, wusste er: „Es ging nie ums Ankommen, sondern um das Unterwegs sein – unterwegs zu mir selber“. Jeden Tag sei er ein Stückchen gewachsen und weitergekommen, erklärt Darius Braun. Es gehe nicht darum, so zu sein wie früher, sondern zu sein wie man ist und daraus das Beste zu machen.

Auch wenn ihm spontan nichts anzumerken ist, Darius hat immer noch einige Einschränkungen, aber sie belasten ihn nicht mehr und er kann sie zugeben und darüber sprechen. Das sei ganz wichtig, gab er den vielen gebannt lauschenden Patienten mit auf den Weg. Damit wecke man das Verständnis bei anderen und lerne sich selber besser kennen, so seine Erfahrung. Seine Botschaft an die Rehabilitanden lautete: „Hört niemals auf zu Träumen. Glaubt an Euch und geht Schritt für Schritt weiter, damit das Unmögliche möglich wird.“

Darius Brauns neues Abenteuer bedeutet, sich als selbstständiger Vortragsredner und Motivator zu etablieren. Er will anderen mit seiner Geschichte und seinen Erfahrungen Mut machen und Zuversicht geben. Darin sieht er den tieferen Sinn seiner langen Reise ans Ende der Welt – und zu sich selbst. Dass ihm das geglückt ist, zeigt die spontane Aussage eines jungen Patienten: “ Du gibst mir Hoffnung“.

Das war nur einer von vielen Gänsehaut-Momenten dieser besonderen Vormittags-Veranstaltung. Sie war durch Lehrer Tom Welte, verantwortlich für die Kulturkleks-Reihe, und Sandra Matheus vom Psychologischen Dienst im Kinderhaus einfühlsam moderiert worden. Darius Brauns Vortrag wurde mit langanhaltendem Applaus belohnt – und die Patienten nutzten die Gelegenheit, ihm viele Fragen zu stellen, die ihnen auf der Seele brannten.

Mehr zu Darius Braun unter www.undtrotzdem.de

Darius Braun hört zu
 
 
 

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