10. Jun 2022
Teilnahme an groß angelegter internationaler Studie
(Konstanz) Zu alternativen Behandlungsmethoden bei
Bluthochdruck forscht Dr. Nikolaos Dagkonakis, Oberarzt der II. Medizinischen
Klinik am Studienzentrum der Inneren Medizin des Klinikum Konstanz. Der
Facharzt für Kardiologie, Intensivmedizin und Notfallmedizin nimmt an einer
groß angelegten internationalen Studie teil. Ziel dieser Studie ist es, für
Patienten, die ihre Bluthochdruckmedikamente nicht oder nur schlecht vertragen
oder ihre Medikamente nur unzuverlässig einnehmen, eine nichtmedikamentöse
Alternative zu finden.
Diese Alternative kann in der sogenannten renalen Denervation bestehen. Was das ist, erklärt der 38-jährige Facharzt wie folgt: Dabei handelt sich um ein minimal-invasives kathetergestütztes Verfahren bei dem das Nervengeflecht an den Nierenarterien, nämlich die Fasern des sympathischen Nervensystems, verödet werden. Dadurch werden diese Nervenfasern abgeschaltet, die für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Bluthochdruck mit verantwortlich sind.
Denn Bluthochdruck (Hypertonie) ohne erkennbare
organische Ursachen geht im Wesentlichen auf eine Übererregung des
sympathischen Nervensystems zurück. Das macht immerhin 90 Prozent aller Fälle
aus, weiß der Kardiologe. Ein großer Teil dieser Nervenfasern verläuft um die
beiden Nierenarterien.
Werden diese nun gezielt verödet, können die Sympathikusnerven
keine blutdruckerhöhenden Signale mehr senden und der Blutdruck sinkt. Blutdrucksenkung
ist, so Dr. Dagkonakis, sehr wichtig, um die erhöhte Herzinfarkt- und
Schlaganfall-Gefahr bei Patienten mit Hypertonie zu reduzieren, ebenso die
Gefahr der Gefäßverkalkungen.
Mit dem neuen Verfahren ließe sich eine Behandlungslücke schließen, ist sich Dr. Dagkonakis sicher. Deswegen war er gerne bereit, bei der groß angelegten Studie des Anbieters dieses Verfahrens teilzunehmen. Neben dem Klinikum in Konstanz nehmen mehrere große Unikliniken in Deutschland sowie in ganz Europa und in den USA teil. Der Kardiologie ist stolz, dass das Klinikums Konstanz vom Hersteller der Medizintechnik zur Teilnahme ausgesucht wurde.
Die ersten Ergebnisse stimmen den Oberarzt hoffnungsfroh. Er hat
bereits drei Patienten mit diesem Verfahren behandelt. Dabei führt er unter
örtlicher Betäubung über die Leiste einen kleinen Ballon ein und erzeugt an
einigen wenigen Stellen an beiden Nierenarterien mittels Ultraschall
Schwingungen, die ganz lokal eine hohe Wärme erzeugen. Dies führt zur Verödung
des Nervengeflechts. Der eigentliche Eingriff dauert nicht länger als eine
Dreiviertelstunde, berichtet Nikolaos Dagkonakis, der am Klinikum Konstanz der Einzige ist, der diesen Eingriff beherrscht.
Über einen Aufruf in der Zeitung Anfang 2021 hatten sich Bürger gemeldet, die an Bluthochdruck leiden und an der Studie teilnehmen wollten. Dafür mussten sie bestimmte Kriterien erfüllen wie beispielsweise eine gesunde Nierenfunktion haben. 50 Menschen hatten sich für die Studie gemeldet, erinnert sich der Kardiologe, 18 von ihnen erfüllten letztlich die Kriterien um teilnehmen zu können und waren mit weiteren notwendigen Untersuchungen einverstanden. Bei drei von ihnen konnte der Eingriff durchgeführt werden, da alle Voraussetzungen dem Studienprotokoll entsprachen. Der letzte Eingriff fand kurz vor Ostern statt. Nun werden die Patienten bis zu maximal 5 Jahre mit regelmäßigen Kontrollen nachbetreut.
In die Studie sind die Teams des Studienzentrums, der II.
Medizinischen Klinik, der Abteilung für Radiologie und des Herzkatheterlabors
eingebunden. Für deren Einsatz und Unterstützung bedankt sich Dr. Dagkonakis an
dieser Stelle herzlich. Wenn sich mit Hilfe der Beteiligung des Konstanzer
Klinikums zeigt, dass diese Methode eine gute Alternative zu der medikamentösen
Behandlung bei Bluthochdruck darstellt, hat sich der Aufwand gelohnt und Dr.
Dagkonakis hofft darauf, in nicht allzu ferner Zukunft diese innovative
Behandlungsmethode auch am Konstanzer Klinikum anbieten zu können.